Hier bei uns in Niedersachsen hat es seit Wochen viel geregnet. Also nicht das beste Wetter, um zur Blattzeit im Revier zu sein. Aber der Regen stört die Brunft des Rehwildes tatsächlich nicht. Und bei Regen lässt es sich nahezu geräuschlos Pirschen.
Einen Bock, den ich bereits im April bestätigt habe, konnte ich am 15. August im letzten Licht zur Strecke bringen. Durch das regnerische Wetter war die Kanzel geräuschlos zu erreichen. Nach einer guten Stunde trat der Bock aus seinem Einstand heraus und tat sich auf 200 Meter Entfernung gütlich. Nach nur einmaligem Blatten warf er auf und sicherte in meine Richtung. Das Interesse war also schon einmal geweckt! Ich habe die Erfahrung gemacht, dass zweimaliges Blatten mit wenigen Sekunden Unterbrechung und einer kurzen Pause schon oft zum Erfolg geführt hat. So auch an diesem Abend. Der Bock zog unvermindert in meine Richtung. Immer wieder hat er verhofft, gesichert und geplätzt. Auf 80 Meter stand er spitz und bewegungslos vor meiner Kanzel. Im Anschlag liegend, wartete ich vergebens darauf, dass er seine Position verändert. Das tat er nicht. Mit einer 180 Grad Drehung trat er unvermindert den Rückweg an, ohne dass ich auch nur die Chance hatte die Kugel waidgerecht anzutragen. Ich ließ ihn circa 50 Meter ziehen und blattete abermals. In einem großen Bogen zog er zügig wieder in meine Richtung. Die Neugierde war offensichtlich zu groß. Auf knapp 80 Meter stand er nun breit vor meiner Kanzel. So konnte ich den Bock noch im letzten Licht zur Strecke bringen.
Ich habe während der Blattzeit schon häufiger die Erfahrung machen können, dass gerade ältere Böcke ihren Einstand erst im letzten Licht verlassen. Der Jägerspruch „alte Böcke springen nicht vom Dunklen ins Helle“, scheint wohl richtig zu sein.
Beste Grüße und Waidmannsheil aus Lüdersburg