Obwohl der Dachs (Meles meles) in unserem Land alles andere als selten ist, nehmen wir doch nur einen geringen Bruchteil seiner Lebensäußerungen wahr. Überwiegend nachtaktiv entzieht sich der schwerste heimische Marder unserer Beobachtung. Im Juli und August steigt die Zahl der Dachs-Sichtungen im Revier jedoch in schöner Regelmäßigkeit an.

Der Hintergrund dieser vermehrten Aktivität ist die Ranz, vor allem jene der jetzt gerade geschlechtsreif gewordenen Jungfähen. Denn während etwa 80 Prozent der älteren Fähen bereits kurz nach dem Werfen im Februar und März in aller Heimlichkeit wieder gedeckt werden, sind die Rüden der Schmalzmänner jetzt vor allem auf der Suche nach den weiblichen „Teenagern“.

Doch ist es mit dieser zweiten Hauptranzphase offenbar noch immer nicht getan. Entsprechende Forschungsarbeiten zeigten, dass mindestens zweijährige Dachsfähen insgesamt von Januar bis Oktober begattungsfähig sein können. Entsprechend uneinheitlich ist folglich auch die Tragzeit, die je nach dem Zeitpunkt der Ranz von fünf bis 13 Monate dauern kann. Die auch von anderen Marderarten sowie vom Rehwild bekannte Keimruhe (Eiruhe) sorgt jedoch dafür, dass sich die befruchteten Eizellen erst im Dezember/Januar in der Gebärmutter-Schleimhaut einnisten und erst dann eine rasche und regelrechte Embryonalentwicklung beginnt. So ist gewährleistet, dass die zwei bis vier Welpen im Normalfall im Februar und März geboren werden – immerhin etwas, das im Fortpflanzungsverhalten der Grimbärte einheitlich geregelt ist…

Nach dem drastischen Populationseinbruch im Zuge der Baubegasung zur Tollwutbekämpfung in den 60er und 70er Jahren (die vornehmlich dem Fuchs galt), haben die Dachsbesätze in Deutschland nun ungeahnte Höhen erreicht. Mit hoher Wahrscheinlichkeit leben heute in unserem Land mehr Dachse als jemals zuvor. So wurden in den zurückliegenden Jagdjahren mit 55.407 (2009) und 53.992 (2010) Dachsen auch die höchsten Streckenergebnisse seit Beginn der diesbezüglichen Aufzeichnungen erzielt.

Im vergangenen Jahr kürte die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald den Dachs zum „Tier des Jahres 2010“.