Im Spätherbst brennt Lampe auf Sparflamme
Es ist ein bekanntes Phänomen, dass die Besätze des Feldhasen vom Sommer bis in den Spätherbst und Winter hinein einen spürbaren, teilweise dramatischen Rückgang zeigen. Während sich viele unserer Zunftgenossen in zahlreichen Revieren noch im Juli und August über eine erfreulich hohe Zahl der Langohren freuen, nimmt deren Zahl und Beobachtbarkeit bereits ab September und Oktober in “schöner” Regelmäßigkeit ab.
Neben den mehr oder minder hohen Verlusten durch Beutegreifer, Straßenverkehr etc. leistet dazu die Kokzidiose einen wesentlichen Beitrag. Kokzidien sind zunächst einmal kleine, einzellige Darm- oder Leberparasiten. Beim Feldhasen wurden bis heute neun verschiedene Spezies nachgewiesen, von denen acht den Darmtrakt, vor allem den Dünndarm, befallen und nur eine Art zur unbedeutenden Leberkokzidiose führt.
Während die Mikroorganismen bzw. ihre verschiedenen Entwicklungsstadien aber gegenüber Trockenheit und direkter Sonneneinstrahlung (Sommer!) ausgesprochen empfindlich sind, begünstigt feuchte Witterung (Herbst!) ihre Massenvermehrung in der Außenwelt. Vor allem bei Junghasen kann die Mortalität beträchtliche Höhen erreichen.
Untersuchungen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein zeigten, dass noch Anfang bis Mitte November der Anteil an Junghasen auf den Strecken 42 bis 58 Prozent ausmachte, in der Folgezeit bis Mitte Dezember aber auf 0 bis 33 Prozent sank. Frühzeitige Treibjagden im Oktober und November gewährleisten also, dass etliche Junghasen auf der Strecke liegen, die in absehbarer Zeit an Kokzidiose verendet wären. Dies umso mehr, als dass herbstliche Regenperioden, schlechte Äsung und Frosteinbrüche zu Resistenzminderungen und einem Mangel an Widerstandskraft führen.
Auf Treib- und “Klapperjagden” noch bis Ende Dezember sollte folglich unbedingt verzichtet werden. Der Anteil an Althasen beträgt dann bis 100 Prozent, von denen viele darüber hinaus Häsinnen sind. Letztere wiederum bilden das notwendige Fundament für den reproduzierenden Stammbesatz! Ob die jeweilge Zuwachsrate überhaupt eine Treibjagd zulässt, kann durch Scheinwerferzählungen, die in der nächsten Folge an dieser Stelle beschrieben werden, relativ einfach ermittelt werden.