Die Mitarbeiter der Natur- und Jagdschule Schloss Lüdersburg freuen sich mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, auf den scheinbar unaufhaltsam herannahenden Frühling. Die Kraniche kehren aus ihren Winterquartieren zurück, die Haselnuss blüht hier und dort – wie immer vor dem Laubaustrieb – und auch die ersten Weidenkätzchen begleiten uns im Revier. Der Winter ist vorüber, Zeit zum Durchatmen…
Doch der Schein trügt. Denn nur die wenigsten heimischen Pflanzen starten bereits im März in die Vegetationsphase. So fehlt den Pflanzenfressern unter den Wildtieren noch immer das frische Grün. Je nach Länge und Härte des zurückliegenden Winters sind ihre Energiereserven weitgehend aufgebraucht und Schmalhans ist nach wie vor Küchenmeister. Für sämtliche Wildwiederkäuer sowie für Fasan und Rebhuhn zum Beispiel stellt der März deshalb einen der bedeutendsten Engpässe im Jahreslauf dar. Genau dann also, wenn viele Jäger und andere Naturfreunde meinen, dass mit dem Ende von Schnee und Frost das Gröbste überwunden sei.
Der längst verstorbene Wildmeister Hans Behnke brachte es mit seinem Hegevers auf den Punkt: „Hungermonat allerwärts ist der März!” Allen voran das Rotwild zeigt uns mit seinen winterlichen Stochwechselanpassungen, wann der Tiefpunkt erreicht ist. Seine Pulsrate und Aktivität erreichen im Februar und März die weitaus geringsten Werte und vor allem in den Spätwintermonaten drosselt es fast in Winterschläfermanier die eigene Körpertemperatur in den äußeren Rumpfpartien und den Läufen für etwa acht bis neun Stunden auf 15 Grad Celsius oder darunter.
Lassen Sie sich also vom Austreiben der Forsythien sowie den ersten Krokussen und Veilchen im Garten bitte nicht täuschen. Ruhe im Revier ist nach wie vor oberstes Gebot! Und überall dort, wo die verbliebenen Schütten für das Niederwild noch in Betrieb sind, sollten sie es bis zum tatsächlichen Frühling auch bleiben.