Was muss man über die Bejagung von Rehwild wissen?

Zunächst einmal stellt sich die Frage nach dem Reviertyp in dem man Rehwild bejagen möchte. In einem klassischen Waldrevier ist das deutlich schwieriger als in einem Mischrevier mit Wald- und Feldfluranteilen. Das Lehrrevier der Jagdschule Lüdersburg ist so ein klassisches Mischrevier in dem sich das Rehwild seit vielen Jahren sehr wohl fühlt. Die Bejagung des Rehwildes erfolgt zum überwiegenden Teil vom Ansitz aus und das in der Regel auf den Feldflächen. Da man in den Waldrevieranteilen des Jagdschulreviers nur einen Bruchteil des Rehwildes in Anblick bekommt, konzentrieren wir uns auf Kitze, Schmalrehe und reife Böcke, sowie im Herbst auf Dubletten (Kitz und Ricke) die sich in der Feldflur zeigen. Zur Rehwildbejagung gehört auch die Entnahme von kranken und schwachem Rehwild, die rein von der Wildbiologie her keinen nennenswerten Vorteil für den Bestand als solches bringen. Gejagt wird in den klassischen Monaten Mai bis Anfang Juni, dort geht es der Jagdzeit entsprechend auf schwache Böcke und Schmalrehe, Ende Juli bis Mitte August steht der „Rote Bock“ im Fokus und von Anfang September bis Mitte Dezember hinein, bejagen wir zusätzlich auch das weibliche Wild.

Um den Wildbestand zu schonen jagen wir in zeitlichen Intervallen mit dem Prinzip des Gruppenansitzes. Dies hat den Vorteil, dass das Rehwild nur für eine kurze Zeit beunruhigt wird und danach wieder seine- für das Rehwild unbedingt notwendige Ruhe – hat. Vom Gesetzgeber ist die Jagdzeit auf Rehwild in Niedersachsen bis Ende Januar vorgesehen. Wir von der Jagdschule Lüdersburg haben uns freiwillig dazu entschlossen dem Rehwild einen Monat mehr Ruhe zu gönnen. Das hat aus unserer Sicht einen positiven Effekt auf den Gesundheitszustand der Gesamtpopulation, denn in den verbleibenden Jagdmonaten des Jahres haben wir genug Zeit selektiv den Bestand zu regulieren. Dabei gilt natürlich der Grundsatz: Jung vor Alt, schwache und kranke Stücke werden entnommen.

Der Vorteil dieser Bejagung, mit einem zusätzlichen Monat Ruhe für das Rehwild, kommt auch dem Naturschutzgedanken sehr nahe. Wir als Jäger sind per Bundesjagdgesetz verpflichtet einen gesunden und artenreichen Wildbestand zu hegen und zu erhalten. Dazu gehört auch das Rehwild nicht als „Schädling“ zu bekämpfen, wie es in manchen Revieren gehandhabt wird. In unserem Lehrrevier wird jedes Stück, so es denn gesund und für den Verzehr geeignet ist, der Nahrungskette zugeführt. Apropos Nahrungskette. Im Unterschied zur industriellen Gewinnung von Fleisch als Nahrungsmittel, sorgen wir, mit dem zusätzlichen Monat an Ruhe für das Rehwild, auch für ein hochwertiges Lebensmittel. Jeder Jäger weiß, im Winter verändert sich der Stoffwechsel, das Nahrungsangebot für Rehwild ist deutlich geringer und keineswegs so nährstoffreich wie zum Beispiel im Mai. Das hat Auswirkungen auf das Wildbret des „möglichen erlegten Stückes“ im Januar.  Aus diesem Grund, hat das Rehwild in Lüdersburg einen Monat mehr Ruhe, aus unserer Sicht mehr als verdient.