eit gut einer Woche nun hat der Winter die Reviere um Lüdersburg sowie in zahlreichen anderen Regionen unseres Landes fest im Griff. Eine beachtliche Schneedecke sowie Temperaturen um minus fünf Grad oder darunter werden offenbar für eine „weiße Weihnacht“ sorgen. Und immer wieder hört man hier und dort, dass bei solchen Wetterlagen auch der Gabentisch für das Rehwild reichlich gedeckt sein sollte. Was ist dran? Ist es notwendig, Rehwild in normalen mitteleuropäischen Wintern zu füttern?

Die Antwort lautet eindeutig: Nein! Denn auch das Rehwild ist durch seine Aktivitätsrhythmik, seinen Stoffwechsel und den Herbsthaarwechsel an Schnee und Frost natürlicherweise gut angepasst. Wie sonst hätte der kleine Cervide bis heute mit großem Erfolg überleben können? Oder haben Sie in den letzten Jahren (ohne Fütterung!) nennenswerte winterliche Fallwildzahlen registriert? Uns sind keine bekannt geworden. Und sämtliche befreundeten oder bekannten Jäger die wir befragten, winkten ebenfalls ab. Und dass sämtliche durch winterliche Witterungseinflüsse eingegangenen Rehe in kürzester Zeit durch Füchse, Schwarzwild und andere Aasfresser komplett verwertet werden, erscheint sehr unwahrscheinlich. Denn unter den befragten Jägern waren etliche Berufsjäger, die jeden Tag mit mindestens einem Hund im Revier sind. Knopfböcke und Schmalrehe mit acht oder neun Kilogramm zu Beginn der Jagdzeit sprechen ebenfalls dagegen. Hinzu kommt, dass Rehe nicht von einer Sekunde auf die andere erfrieren und tot umfallen. Wir müssten also auch bei der Jagd und im Rahmen von Reviergängen häufiger stark abgekommene Todeskandidaten registrieren.

Die berühmten Ausnahmen bilden montane oder alpine Gebirgsreviere, in denen bis heute der Winter auch beim Rehwild als natürliches Regulativ wirkt. Gleiches gilt für schneereiche Regionen in Nord- und Osteuropa. Darüber hinaus gibt es zwar auch in den meist relativ milden Wintern Mitteleuropas Verluste. Diese Abgänge sind aber derart gering, dass sie sich auf die Populationsdynamik nicht messbar niederschlagen. Die natürliche Sterblichkeit unter den Kitzen im Frühjahr durch Krankheiten und Witterungseinflüsse, durch Füchse, Sauen und andere Beutegreifer sowie die Mahdverluste sind fraglos um ein Vielfaches höher, als die hiesige Wintersterblichkeit. Hinzu kommt die lokal bedeutende Mortalität durch den Straßenverkehr. Wer seine Rehe im Winter füttern möchte, soll es tun. Notwendig im Sinne des Wortes ist es ganz sicher nicht. Überdies ist das Füttern von Schalenwild in etlichen Bundesländern außerhalb von Notzeiten grundsätzlich verboten oder lediglich in bestimmten Zeiträumen eines jeden Winters erlaubt.