The same procedure as every year … Ähnlich wie beim TV-Silvester-Klassiker „Dinner for one“ wiederholen sich in unseren Revieren alljährlich bestimmte Abläufe – zwar ohne Tigerfell und Mr. Winterbottom, dafür aber schon einige Jahre länger. Denn neben zahllosen anderen jahreszeitlich bedingten Lebensäußerungen unserer Wildtiere plätzen und fegen die Rehböcke seit Jahrzehntausenden im zeitigen Frühjahr etwa ab Ende Februar/Anfang März, im April und darüber hinaus.
Dabei steht das Fegen nicht allein für das Befreien des Gehörns vom Bast im Sinne des „Verfegens“, sondern ist in erster Linie ein Synonym für das Geweih- beziehungsweise Gehörnschlagen im Kontext der geruchlichen Markierung. Es ist der in dieser Zeit steigende Testosteronspiegel, der einerseits das Geweihwachstum stoppt und andererseits das Fegen oder Schlagen auslöst.
Die geruchliche (olfaktorische) Markierung erfolgt dabei über das so genannte „Stirnlockereiben“ schon vor dem Verfegen der Gehörne. Zwischen und vor den Rosenstöcken der Böcke befindet sich ein Drüsenfeld, über dessen Sekrete die geruchliche Markierung erfolgt. Jeder Jäger kennt dieses Feld mit den talgigen, verlängerten Haaren der Stirnlocken durch das Abschärfen der Decke vom Haupt erlegter Rehböcke. Im Winter zeigen die Drüsen des Stirnorgans keine Aktivität. Ein erster Höhepunkt wird etwa ab März, ein weiterer in der Blattzeit erreicht.
Ein ebenso alter wie zutreffender Jägerspruch lautet: Alte Böcke verfegen früh und verfärben spät; junge Böcke verfegen spät und verfärben früh. Abgesehen von der Tatsache, dass unter „alt“ in diesem Fall zweijährige oder ältere Böcke zu verstehen sind, hat dieser Merksatz nach wie vor Gültigkeit. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel, sind aber eben nicht die Regel! Vor dem Hintergrund, dass Jährlinge oder besser Bockkitze meist erst im Februar oder März mit dem Schieben ihres zweiten Gehörns beginnen – zu einem Zeitpunkt also, an dem die älteren Böcke mitunter schon Verfegen – ist dies nicht mehr als logisch. Nach Beobachtungen in zahlreichen norddeutschen Revieren „fegt“ die große Mehrheit der Jährlinge durchschnittlich(!) etwa sechs Wochen nach ihren mehrjährigen Geschlechtsgenossen und nur selten nach Ende Mai. Dies bestätigen die wissenschaftliche Literatur und zahllose Beobachtungen aus der Praxis. Dabei gilt es jedoch zu bedenken, dass die Rehböcke nach langen und strengen Wintern etwas später verfegen. Das diesjährige Frühjahr bestätigt dies unzweifelhaft …