Copyright Foto: Peter Burkhardt
Längst hat sich das Damwild nach dem Rot- und Rehwild als „dritte Kraft“ unter den heute heimischen Cerviden fest etabliert. Vor allem seit Anfang der 90er-Jahre steigen die Strecken steil an und haben sich seither von etwa 30.000 auf mittlerweile über 60.000 bundesweit erlegte Stücken Damwild mehr als verdoppelt. Doch während die meisten unserer Zunftgenossen über die jahreszeitlich geprägten biologischen Abläufe im Leben der Rehe und Rothirsche recht gut informiert sind, wird das Damwild diesbezüglich noch immer etwas stiefmütterlich betrachtet. Dabei zeigen sich allein beim Geweihzyklus der Hirsche durchaus wissenswerte Fakten, die deutlich von jenen beim Reh- und Rotwild abweichen.
Vor allem bei der Geweihbildung und dem -abwurf der Schmalspießer beobachten wir alljährlich Abläufe die von der vermeintlichen Norm abweichen. So erfolgt der Abwurf der Damhirschgeweihe regelmäßig im April und Mai, zieht sich bei den Spießern jedoch gar nicht selten bis in den Juni hinein. Da die Geweihbildung der Hirsche vom 1. Kopf aber bereits in der ersten Aprilhälfte beginnt, können wir vor allem im Mai und in der ersten Junidekade regelmäßig Spießer zweier Kategorien beobachten. Einjährige Spießer im Bast und zweijährige (gefegte) Spießer, die noch nicht abgeworfen haben. Solche „Doppelspitzen“ kommen beim Rotwild nur in extrem seltenen Ausnahmefällen vor und werden beim Rehwild gar nicht beobachtet.
Bei Letzteren steht überdies der alte Merksatz „Alt fegt vor jung“ nicht zu Unrecht wie in Stein gemeißelt. Auch wenn sich der Unterschied vor allem beim Rehwild lediglich auf den Unterschied zwischen Jährlingen und älteren Böcken (egal welchen Alters) bezieht. Beim Damwild jedoch fegen die einjährigen Hirsche regelmäßig vor ihren älteren Geschlechtsgenossen. Denn während die Spießer bereits ab Ende Juli bis etwa Mitte August verfegen, befreien die älteren Hirsche erst in der letzten Augustdekade oder Anfang September ihr Geweih vom Bast.
Das Damwild boomt in freier Wildbahn. Unser Wissen über diese faszinierende Wildart sollte schon deshalb nicht in den berühmten Kinderschuhen stecken bleiben. Es lohnt sich …