Wildtiere haben bekanntlich die unterschiedlichsten Strategien entwickelt, um dem winterlichen Nahrungsengpass sowie tiefen Temperaturen mit Schnee und Eis zu trotzen. Zahlreiche Arten legen Fett- oder Nahrungsdepots an, andere ziehen oder verstreichen in wärmere Gefilde und wieder andere halten eine mehr oder minder lange Winterruhe. Eine ganz besondere Anpassungsform ist und bleibt jedoch der Winterschlaf.

Die einzige heimische Wildart, die einen echten Winterschlaf hält, ist das Murmeltier. Die großen Nager schlafen grob gefasst von Oktober bis März – unterbrochen von etwa monatlich erfolgenden Kurzpausen, in denen Exkremente auf den im Bau befindlichen Kotplätzen abgegeben werden. Doch sichert diese scheinbar optimale Überwinterungsstrategie durchaus nicht allen Murmeltieren das Überleben.

Denn die Sterblichkeit der Mankeis während des Winterschlafes ist hoch. Zwar reichen die Gänge der Winterbaue mehrere Meter unter die Erde, die Einfahrten sind verschlossen und die Schlafkessel gut ausgepolstert. Um die gut sechs Monate des alpinen Winters schadlos zu überstehen, bedarf es jedoch ausreichend großer Fettreserven. Besonders bei den Jungtieren, die nur etwa zweieinhalb bis maximal drei Monate Zeit haben, sich die notwendigen Reserven anzufressen, reicht es oftmals nicht aus.

Weiterhin ist die Mortalität abhängig von der Gruppengröße, da sich die Tiere gegenseitig wärmen. Dabei fällt den männlichen Tieren verschiedener Jahrgänge eine besondere Rolle zu. Die geringsten Überlebenschancen haben kleine Schlafgruppen, die sich lediglich aus dem dominanten Paar und einem einzigen, häufig dem ersten Wurf rekrutieren. Es ist also durchaus nicht immer gesund und erstrebenswert, „zu schlafen wie ein Murmeltier“, denn es könnte die so oft zitierte letzte Ruhe sein …

Fossile Funde zeigen, dass Murmeltiere ihren Ursprung in Nordamerika haben. Über die Beringbrücke breiteten sie sich nach Eurasien aus. Während der pleistozänen Eiszeiten waren Murmeltiere weit verbreitet. Die damaligen Kältesteppen boten ihnen optimalen Lebensraum. So kam auch das Alpenmurmeltier in weiten Teilen des europäischen Tieflandes vor.  Interessanterweise fehlte es damals aber in den europäischen Alpen. Denn die waren dauerhaft von einer dicken Eisschicht bedeckt. Mit dem Ende der Eiszeiten setzte jedoch ein rascher und großflächiger Lebensraumwandel ein. Geeigneter Lebensraum fand sich danach offenbar nur noch in den alpinen und montanen Regionen der Alpen. Heute lebt das Alpenmurmeltier im europäischen Alpenbogen von den Französischen Seealpen bis in die alpinen Teile Niederösterreichs. Weiterhin leben Murmeltiere in den Karpaten, der Hohen Tatra und in den Pyrenäen. In den Grassteppen Osteuropas lebt das Steppenmurmeltier.

Die diesbezüglichen Untersuchungen Wiener Wildbiologen zeigen, dass Murmeltiere offenbar mit Wärme nur schlecht zurechtkommen und relativ schnell in Hitzestress fallen. So unterschreiten sie in den Alpen eine Höhenlinie von etwa 800 m ü. NN nur in Ausnahmefällen. Die weitere Verbreitung deutet ebenfalls darauf hin. Leben sämtliche Murmeltierarten doch in den gemäßigten und arktischen Breitengraden der Nordhalbkugel. Somit ist das Alpenmurmeltier quasi ein Eiszeitrelikt, dass in seinen derzeitigen Rückzugsgebieten der europäischen Alpen ehedem gar nicht vorkam.