Wildweihnacht

Alljährlich freuen wir uns auf die Adventszeit. Ruhe kehrt ein, das Weihnachtsfest und der Jahreswechsel stehen bevor. Und vor allem unsere Kinder können es kaum erwarten, das nächste Türchen oder Säckchen ihrer Adventskalender zu öffnen. Eine kleine Tüte Gummibärchen, ein Stück Schokolade oder gar eine kleine Marzipanfigur warten darauf, bereits am frühen morgen für gute Laune zu sorgen.
Was aber hält die Adventszeit für unsere Wildtiere bereit? Ein Beispiel: Schon am frühen Morgen des 1. Dezembers friert es Stein und Bein. Das letzte Laub ist längst gefallen und ein eisiger Ostwind pfeift durch die verbliebene, spärliche Deckung. Doch das Wetter kippt. Bereits hinter dem Türchen des Nikolaustages warten 2 Grad plus, dafür aber Dauerregen und orkanartige Windböen aus westlicher Richtung. Nach und nach mischen sich Schneeflocken oder Hagelkörner in die nicht enden wollenden Regenschauer. Wald und Wiesen sind durchnässt und schwere Wassertropfen fallen von den Ästen. Die Tür zum 12. Dezember öffnet sich: Erneut schlägt der Frost zu. Die teichartigen Pfützen und Stillgewässer überfrieren und der durchnässte Boden verwandelt sich in ein betonhartes, undurchdringliches Geläuf. “Überfrierende Nässe” heißt es im Jargon unserer Wetterberichte. Aus den Säckchen des 17. und 18. Dezembers schüttelt dann Frau Holle ohne Unterlass ihre Bettwäsche aus. Knapp 20 Zentimeter Schnee bedecken die überfrorene Landschaft. Am 22. Dezember taut es zwar leicht, doch zur Bescherung am Heiligabend legt sich statt Spekulatius und Lebkuchen eine scharfkantige Harschdecke über den Schnee …
Ohne Zweifel sind sämtliche Wildtierarten auch an die unstet wechselnden, winterlichen Wetterlagen durch verschiedenste Strategien und physiologische Umstellungen mehr oder minder gut angepasst. Doch während wir die Fußbodenheizung etwas höher drehen oder uns unter dem Heizpilz der Punschbude zuprosten, setzen sie vor allem und gegenteilig auf Energieersparnis. Möglichst kurze Wege zur Äsung und ausgiebige, ungestörte Ruhephasen stehen für Reh, Hase & Co im Fokus.
Geben wir ihnen die Ruhe, die sie brauchen! Wenige aber effiziente Jagden, eine gute Planung im Vorfeld und professionelle Abläufe sind unsererseits bereits im November gefragt. Und spätestens zum Jahreswechsel sollte von wenigen Ausnahmen abgesehen, endgültig “Hahn in Ruh” unser Motto sein. Denn unnötige und unbedachte Störungen gibt es ohnehin genug.
Das Team der Natur- und Jagdschule Schloss Lüdersburg wünscht Ihnen ein frohes Weihnachtsfest sowie einen guten und gesunden Start in das neue Jahr 2017! Dazu stets guten Anblick und viel Waidmannsheil.