Für jeden Jagdscheinanwärter ist es denkbar einfach, sich die Fegezeiten der heimischen Cerviden zu merken. Sofern ihm die Jagdzeiten bekannt sind. Denn jeweils in dem Monat vor Beginn der Jagdzeit wird gefegt oder zumindest damit begonnen. So beginnt die Jagdzeit auf den Rothirsch bekanntlich am 1. August. Und die dreijährigen und älteren Hirsche fegen ganz überwiegend bis Ende Juli. Sehr ähnlich verhält es sich beim Reh- und Damwild, wenn auch in anderen Zeitfenstern eines jeden Jahres.

Diese Bestimmungen des Bundesjagdgesetzes zeigen, dass es nicht zuletzt die Trophäe war, die zur Festsetzung der noch heute gültigen Jagdzeit auf den Rothirsch führte. Denn ebenfalls nicht von ungefähr endet die Jagdzeit am 31. Januar. Beginnen zumindest die älteren Hirsche doch im Februar mit dem Abwerfen. So umfasst die Jagdzeit insgesamt sechs, jene der Schmalspießer (Jagdzeit im Mai) gar sieben Monate – eine verdammt lange Zeit des Jagddrucks also. Mit vielen negativen Folgen für Wald und Wild.

Dass es einer derart langen Schusszeit vor dem Hintergrund eines der jeweiligen Lebensräume angepassten Wildmanagements nicht bedarf, zeigen die Jagdzeiten aus anderen europäischen Ländern. So umfasst die Jagdzeit (auf sämtliches Rotwild!) zum Beispiel in den allermeisten Kantonen der Schweiz ein Zeitsegment vom 1. bis 20. September sowie vom 10. Oktober bis zum 15. November, bei eventuell notwendigen „Sonderjagden“ maximal bis zum 30. November. Man spart dort die Hauptbrunft bewusst aus. Und es funktioniert!

Andere Länder, andere Sitten, andere Jagdsysteme, andere Lebensräume. Ohne Frage! Doch bedarf es zu einer wild- und lebensraumverträglicheren Jagd nicht unbedingt einer Änderung der gültigen Jagdzeiten seitens des Gesetzgebers. Eine den jeweiligen Bedingungen und Strukturen vor Ort angepasste und strikt umgesetzte Intervalljagd zum Beispiel, zeigt schon nach relativ kurzer Zeit erstaunliche Ergebnisse. Es würde also schon ausreichen, wenn wir uns freiwillig auf „etwas mehr Schweiz“ in unseren Revieren und Hochwildringen einigen könnten. Es lohnt sich, darüber nachzudenken! Im Sinne des Wildes und seiner Lebensräume…